Friday, September 2, 2011

Vom Uni-Leben in Süd Korea und anderen kleinen Dingen


Meine Kopfschmiede
Blick vom Mountain auf den Aufstieg (gaaanz unten fängt es an!)



Ja, ich lebe noch! Und ich lebe soweit sehr gut. Die folgenden Zeilen handelt von meiner ersten Uni-Woche. Ich möchte euch erzählen, wie meine ersten Tage verlaufen sind, euch über meinen Campus berichten und einen Einblick in meine Kurse gewähren. Womit fange ich nun am besten an? Gut, bevor ich euch erzähle was ich im Moment studiere, sollte ich euch etwas über den Ort erzählen, an dem ich in den Vorlesungen sitze und über Büchern hocke.
Die Sungkyunkwan University zählt zu den besten in Korea. Gegründet wurde sie vor über 600 Jahren, als wir in Europa noch mehr oder weniger damit beschäftigt waren das Mittelalter hinter uns zu lassen. Zu dieser Zeit lebten und lernten bereits viele Studenten den Weg des Konfuzius. Ich habe ein paar Bilder vom „alten Campus“ hinzugefügt, schaut sie euch an. Natürlich hat sich viel verändert in den Jahren. Heute ist die Universität eine sehr moderne Bildungsstätte und nur zu einem kleinen Teil mit Maastricht vergleichbar. Das Campusgelände ist zwar für koreanische Verhältnisse klein, wer jedoch wie ich an die holländischen Dimensionen gewöhnt ist, dem verschlägt es die Sprache. Es gibt zahlreiche, unterschiedliche Gebäude und Fakultäten, welche oft über mehr als 10 Stockwerke besitzen. Deswegen muss man sich auch immer darauf einstellen, sich in einen völlig überfüllten Aufzug zu quetschen. Natürlich hat mich das Glück wie immer besonders ins Herz geschlossen, da meine Fakultät hier unter den Studenten „THE MOUNTAIN“ genannt wird, also der Berg! Und das trifft es genau. Das Uni-Gelände zieht sich nämlich einen Berghang hinauf und meine Gebäude befinden sich an der obersten Spitze. Zum Glück gibt es allerdings für 20 Cent die Möglichkeit einen internen Bus zu benutzen, der nur dazu da ist Studenten innerhalb des Geländes von a nach b zu bringen. Dieser ist jedoch, genau wie die Aufzüge, zur Rushhour zum bersten gefüllt mit schwitzenden und tratschenden Studenten. Ja, das Schwitzen findet bisher sowieso kein Ende. Die 30° Marke wird täglich überschritten, wobei an manchen Tagen soviel Smog über der Stadt hängt, dass der Horizont bereits nach einigen Km in einer grauen Nebelmasse verschwindet. Dazu kommt eine stehende, brütende Hitze, welche ihren Höhepunkt durch das Brummen von kleinen, roten Libellen erhält, welche sich überall zwischen den Bäumen und Sträuchern tummeln. Das heiße Wetter soll sich jedoch schon bald ändern und in die schönste Jahreszeit in Korea altern, in den goldenen Herbst. Und ich bete, dass die ansonsten nicht sehr beliebte Jahreszeit schnell kommen mag. Ich weiß, im Vergleich zum deutschen Wetter erscheint die Wärme hier wie ein ungeschätzer Segen, doch glaubt mir, in der viert größten Stadt der Welt bleibt einem hier nicht mehr viel platz um atmen. Aber ganz so schlimm wie zuvor beschrieben ist es dann doch nicht, da der Campus großzügig mit Grünflächen beschenkt wurde. Es gibt überall kleine Nischen und Sitzmöglichkeiten, die zum entspannen einladen. Auch die Kantine ist gut, obwohl ich mir da nicht so sicher bin, da ich bisher noch nicht so viele Vergleichsmöglichkeiten habe. Aber auf jeden Fall ist es gesund. Es gibt jeden Tag Reis, Suppe, Gemüse und ab und an was Fleisch und Fisch. Oder man holt ich das Nötige in den kleinen Supermärkten, die sich in den Fakultätsgebäuden befinden. Sowieso gibt es auf dem Campus alles was das studentenherz erfreut. Von einem französischen angehauchtem Café, bis hin zur Reiseagentur ist alles vertreten. Auch dies ist neu für mich, da man anscheinend wirklich auf dem Campus leben kann.

Dr. J. J. und ich
Zum Bergsteigen
Nun aber endlich zu meinen Kursen und Vorlesungen. Gerade in diesem Moment sitze ich einer Klasse, welche fast ausschließlich aus Koreanern besteht. Die Ausnahmen sind jedeglich eine Französin, Sarah, und ich. Da sich meine koreanischen Sprachkenntnisse bisher auf eine handvoll Wörter beschränkt, habe ich natürlich alle mein Kurse in Englisch gewählt. Jedoch musste ich schnell feststellen, dass diese Wahl immer noch ein Glücksspiel ist. Man kommt in einen Klassenraum und setzt sich unter neugierigen Blicken in eine Reihe, nur um dann fünf Minuten später festzustellen, dass der komplette Kurs auf Koreanisch ist, obwohl er als English Kurs angegeben wurde. Im allgemeinen muss ich noch hinzufügen, dass das English Level in meinen Kursen leider relativ niedrig ist. Ich bin mir sicher, dass die Professoren eine sehr gutes Fachvokabular besitzen, jedoch hilft dies nichts, wenn man diese nicht in einfachen Monologen vortragen kann. Natürlich sind die Profs alle sehr nett und es gibt auch ausnahmen, wie Dr. J. J. (siehe Bild), doch bin ich schon etwas enttäuscht. Auch ca. 50% der anwesenden koreanischen Studenten spricht kaum Englisch, was es für mich umso verwunderlicher macht, da sie ja bewusst diese Kurse gewählt haben. Nichtsdestotrotz sind meine Mitstudenten alle zwar etwas schüchtern, aber sehr zuvorkommend und freundlich. Von fünf Kursen stehen bereits drei Gruppenarbeiten fest, in denen ich z.B eine Werbekampagne erstellen muss, oder wir ein Video drehen, in dem es um zwischenmenschliche Kommunikationsprobleme geht. Bei der letzteren Arbeit dürfte es wohl kein Probleme geben, passenden Material zu finden. Was zusätzlich sehr anstrengend seien wird ist die Tatsache, dass alle Austauschstudenten sich bisher nicht in das Online-System der Uni einloggen können. Da bisher jeder Professor seine Stunden damit eröffnet hat uns darauf hinzuweisen, dass alle wichtigen Materialien und Aufgaben online zu finden sind, dürfte sich dies als kommendes Problem herausstellen. Nun ja, Probleme gibt es ja immer und ich mache mir darüber keine besonders große Sorgen.


Multifunktionsfeld: Gerade Baseball



Business Buildings

Bibliothek 


Der Aufstieg ist schwer



Alter Campus #1

Alter Campus #2

Der 20 Cent Bus

Chill Area vor dem Haupttor





Heute Abend werde ich mit einer kleinen Gruppe von Freunden und neuen Bekannten in meinen Geburtstag reinfeiern. In Süd Korea bedeutet dies grundsätzlich zusammen Essen zu gehen. Der Plan ist zunächst „Hot-Pott“ zu essen. Bei diesem Gericht kommt ein großer Pfannen-Topf in die Mitte des Tisches und wird von unten erhitzt. Hinzugefügt wird eine spezielle, kochend heiße Brühe und verschiedenste Zutaten, die man sich dann selber schmorrt und anschließend aus dem brodelnden Vulkan fischt. Ich möchte hier anmerken, dass im Vergleich zu Deutschland das gemeinsame Essen in Korea einen noch höheren sozialen Charakter besitzt, da man immer gemeinsam von einem Gericht isst. Das macht Spaß und satt wird man sowieso. Für einsame Pommespicker ist hier in Korea kaum Platz. Morgen wird es mich dann auf eine kleine Insel  vor der Küste verschlagen, wo das koreanische Burning Man Festival stattfinden wird. Wer interessiert ist, darf HIER mal klicken. Im Grunde ist es ein einfaches Hippie Festival, bei dem jeder Teilnehmer etwas mitbringen soll, egal ob es sich dabei um Getränke, Geschenke, gute Laune, oder eine Gitarre plus Gesang handelt. Aber ich werde euch natürlich darüber auf dem Laufenden halten. Bilder und Eindrücke gibt es dann im nächsten Blog-Eintrag.

Das war es soweit. Ich hoffe euch gefällt mein kleiner Blog und ihr lest ihn auch fleißig. Liebe Grüße von der anderen Seite!

Euer Milan

PS: Geburtstags-SMS werden wohl nicht ankommen, da hier ein anderes Netz-System genutzt wird und ich nie Empfang habe. Sorry! 

Im Seminar
Im Aufzug in den 9. Stock wo mein Seminarraum ist

2 comments:

  1. Lieber Milan,

    es freut mich immer wieder zu hören, dass es dir soweit weg so gut geht. ich wünsche dir heute einen schönen tag und feier ordentlich in deinen geburtstag.

    Pass immer auf dich auf!
    <3

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  2. Hi Milan,

    klingt echt spannend was du so von dir gibst! Lucas und ich verfolgen deinen Blog auch am letzten Tag in Spanien, in ein paar Stunden treten wir die Rückreise an! Hoffe du hast ne gute Zeit und feierst gut!

    Grüße

    Jonas & Lucas

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